Kooperationen
Thema
Stichworte: Kooperation, Bürgerenergiegenossenschaft, Energiewende, Partnerschaften, Fusion, Übernahme, Stadtwerkestudie, Handwerk, Kommune, Zusammenarbeit
Beschreibung:
In der heutigen Zeit des Klimawandels und der Energiewende werden Kooperationen und Partnerschaften immer wichtiger, um die Herausforderungen einer nachhaltigen Energiezukunft zu bewältigen. Insbesondere Stadtwerke als lokale Energieversorger spielen dabei eine entscheidende Rolle. In der Stadtwerkestudie 2022 von BDEW und EY gaben 88 % der teilnehmenden Stadtwerke an, sich in einer Kooperation zu befinden. Darüber hinaus gaben 59 % an, dass Kooperationen eine große Bedeutung in den kommenden Jahren haben. Damit ist die Prozentzahl höher als in den Corona-Jahren, aber erreicht nicht die 70-80% der späten Nullerjahre.
Allerdings fällt nicht nur die Energiewende allein eins Gewicht bei der Relevanz von Kooperationen. Durch die Digitalisierung entstehen neue Geschäftsmodelle für Stadtwerke und die zunehmende dezentrale und regenerative Energiegewinnung und die neue Rolle der Prosumer führt zu einer erhöhten Komplexität des Energiemarktes, welche ohnehin seit der Liberalisierung der Energiemärkte 1998 anstieg. Auch die Synergiepotenziale im E-Mobilitätssektor, Wärmesektor und Wohnungssektor ermöglichen neue Geschäftsmodelle und erhöhen die Komplexität.
Um diese Transformationswellen kostengünstig und effizient zu bewältigen, können Stadtwerke Kooperationen eingehen. 80 % der Teilnehmenden der Stadtwerkestudie 2022 gaben eben diese Prozesskomplexität als Grund für künftige Kooperationen an. Als Handlungsfelder innerhalb der Kooperation wurden die Energiebeschaffung und die Ladeinfrastruktur genannt.
Die Kooperationen reichen von losen Partnerschaften bis hin zu Fusionen. Nicht nur die Art und Struktur der Kooperationen können variieren, sondern auch die Kooperationspartner:
Kooperationen mit Genossenschaften:
Besonders im Bereich der erneuerbaren Energien haben Stadtwerke in Deutschland begonnen, mit Bürgerenergiegenossenschaften zusammenzuarbeiten. Bürgerenergiegenossenschaften sind Zusammenschlüsse von Bürgerinnen und Bürgern, die gemeinschaftlich in erneuerbare Energieprojekte investieren und diese betreiben. Durch die Zusammenarbeit mit Stadtwerken können Bürgerenergiegenossenschaften von deren Erfahrung im Energiebereich profitieren und erhalten Unterstützung bei der Realisierung von Projekten, beispielsweise bei der Planung, Finanzierung und Vermarktung. Ein möglicher Grund für diesen Kooperationspartner ist zum Beispiel die lokale Verbundenheit.
Kooperationen mit anderen Unternehmen
Kooperationen mit anderen Unternehmen eröffnen Stadtwerken u. a. die Möglichkeit, innovative Lösungen für eine nachhaltige Energieversorgung zu entwickeln. Gemeinsam können sie beispielsweise an der Integration von Elektromobilität arbeiten, intelligente Netzinfrastrukturen aufbauen oder Energiedienstleistungen für Privat- und Geschäftskunden anbieten. Durch den Austausch von Ressourcen und Fachwissen können Stadtwerke und ihre Partner Synergien schaffen und die Energiewende effizienter gestalten. Mögliche Kooperationspartner sind zum Beispiel andere Energieversorgungsunternehmen, IT-Unternehmen, Wohnungsbauunternehmen, Verkehrsbetriebe, Unternehmen aus der Automobilbranche oder Telekommunikationsunternehmen.
Kooperationen zwischen Stadtwerken
Kooperationen zwischen verschiedenen Stadtwerken oder mit Stadtwerke-Netzen haben die größte Relevanz bei den Stadtwerken selbst. Bei der Stadtwerkestudie 2022 gaben 90 % der Teilnehmenden an, solche Kooperationen anzustreben. Ein möglicher Grund für die hohe Relevanz könnte sein, dass sich kleinere Stadtwerke Unterstützung von großen Stadtwerken oder Stadtwerk-Verbünden erhoffen, besonders hinsichtlich neuer Innovationen und Transformationen auf dem Energiemarkt und bei der Energiebeschaffung. Große Bedeutung haben hier neue Geschäftsfelder, wie z. B. den Kunden und Kundinnen zu ermöglichen, Prosumer zu werden.
Kooperationen mit dem Handwerk
Partnerschaften mit Handwerksunternehmen stehen bislang nicht im Fokus: nur 3 % der Stadtwerkestudie-Teilnehmenden gaben an, diese Art der Kooperationen in der Zukunft anzustreben. Auch hier bieten sich jedoch Chancen, die geringen Kapazitäten der Handwerksbranche und die Notwendigkeit eben dieser bei der Umsetzung der Energiewende zu adressieren. Ein Grund für die bislang wenigen Kooperationen könnte sein, dass Stadtwerke und Handwerksunternehmen eher ein Dienstleistungsverhältnis untereinander anstreben.
Kooperationen mit der Kommune
Laut der Stadtwerkestudie sehen über 60 % der befragten Stadtwerke die Kommune als zukünftigen Kooperationspartner. Besonders hoher Kooperationsbedarf besteht bei den Handlungsfeldern der Energie-, Wärme- und Verkehrswende. Auch hier kann die lokale Verbundenheit bei den Kooperationen eine große Rolle spielen.
Diese Kooperationsmöglichkeiten verdeutlichen den Wandel in der Energiebranche, in der eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren erforderlich ist, um die Energiewende erfolgreich umzusetzen. Stadtwerke spielen dabei eine wichtige Rolle als lokale Energieversorger, die eng mit der Bevölkerung und der regionalen Wirtschaft verbunden sind. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, Stadtwerken, Kommunen und Bürgerenergiegenossenschaften können sie ihre Aktivitäten erweitern, neue Geschäftsfelder erschließen und gemeinsam an einer nachhaltigen Energiezukunft arbeiten.
Vorteile:
- Erweiterung der Geschäftsfelder
- Ausbau der dezentralen und regenerativen Energiebeschaffung vor dem Hintergrund der Energiewende: Verkauf von PV-Anlagen an Kunden, Aufbau virtueller Kraftwerke, Nahwärmenetze, Quartierslösungen, etc.
- Durch die Digitalisierung können neue Geschäftsfelder entstehen, wie zum Beispiel Angebote zum Thema Smart Home für Kunden oder die Installation von Smart City-Lösungen in der Stadt
- Mehr Dienstleistungen und Services können angeboten werden (z.B. Prosumer)
- Risikominimierung
- Bündelung von Ressourcen und Mängelausgleich
- Know-How-Austausch
- Stärkung regionaler Wirtschaft
- Bewältigung der zunehmenden Prozesskomplexität und Komplexität des Energiemärkte
Nachteile:
- Risikominimierung kann eine Gewinnminimierung bedeuten
- Mögliches Scheitern einer Kooperation
- Laut der Stadtwerkestudie haben beinahe 70 % der befragten Stadtwerke Erfahrungen mit gescheiterten Kooperationen oder Kooperationsversuchen
- Kooperationen können selbst neben der Energiewende und Digitalisierung zu zunehmender Komplexität führen. Je nach der Tiefe der Kooperationen treffen verschiedene Strukturen, IT-Systeme, Ziele, etc. aufeinander.
Weiterführende Informationen:
Die jährliche Stadtwerkestudie von EY und BDEW basiert auf Interviews mit mehreren Stadtwerken und regionalen Energieversorgern (Für die Studie 2022 gab es 100 Teilnehmer). Das Hauptthema der Stadtwerkestudie 2022 waren Kooperationen.